Delegiertenversammlung der Landeszahnärztekammer Hessen am 25.06.2022 in Frankfurt am Main

Dr. Hans Jürgen Nonnweiler, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Hessischen Zahnärzte-Versorgung

5,1% Nettorendite und zukunftssichernde DV-Beschlüsse

Die Sommer-Delegiertenversammlung der LZKH ist traditionell die Zeit für einen Rückblick der Hessischen Zahnärzte-Versorgung HZV auf das Vorjahresergebnis - sowie für ggf. notwendige Satzungsänderungen.

2021 hat die HZV eine Nettorendite von 5,1 % erzielt. Ich hätte nie gedacht, dass wir in meiner Amtszeit, in den Jahren von politisch gewolltem Niedrigzins, ja sogar Negativzins, einmal eine so hohe Nettorendite vorweisen können. 

Zusätzlich dürfen wir uns freuen, dass die HZV weiterhin ein wachsendes Versorgungswerk ist. Von 2017 bis 2021 ist die HZV um über 200 aktive Mitglieder gewachsen. Dies ist nicht selbstverständlich da die Kammern und damit auch die Versorgungswerke in den neuen Bundesländern bereits zurückgehende Mitgliederzahlen beobachten. 60 % unserer Neumitglieder sind  Zahnärztinnen.

Trotz Covid-Pandemie kein Trend vermehrt in Rente zu gehen

Die HZV beobachtete 2021 keinen zunehmenden Trend zum Rentenvorzug und unsere Mitglieder gehen nicht häufiger in Rente, was ja eine Folge der Covid-19 Pandemie hätte sein können. Erfreulicherweise beobachten wir auch keinen Anstieg von Todesfällen unter unseren Mitgliedern: Zahnärztinnen und Zahnärzte wissen offensichtlich mit der Pandemie umzugehen. Egal ob aktiv in den Praxen oder im Rentenalter!

Beiträge 2021 angewachsen: Pflicht und Kür

Nachdem 2020 die Beiträge zur HZV mit 84,1 Mio EUR gegenüber 84,7 Mio EUR in 2019 leicht gesunken waren, liegen wir 2021 mit 89,9 Mio EUR deutlich über den Vorjahren. Zugleich beobachten wir seit 2018 jedes Jahr neue Höchstwerte bei den „Freiwilligen Beiträgen“: diese sind nunmehr auf 5,3 Mio EUR angestiegen. Dem Verwaltungsrat ist bewusst, dass dies einen großen Vertrauensbeweis unserer Mitglieder darstellt.

Risikomanagement bei der HZV „up to date“ und lege artis

Unsere Dachorganisation ABV (Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen) hat einen Leitfaden zur Kapitalanlage von Versorgungswerken herausgegeben, an dem sich die Versorgungswerke bei ihren Geldanlagen und der Risikovorsorge orientieren. An der Erarbeitung dieses Leitfadens hatte unser Hauptgeschäftsführer, Herr Weis, damals mitgearbeitet. Der entsprechend dem Leitfaden durchgeführte ABV-Stresstest der HZV in 2021 hat erneut gute Werte ergeben. Sie kennen das ähnliche BAFIN-Stresstestmodell für die Banken aus der allgemeinen Medienberichterstattung. 

Für die Kapitalanlage der Versorgungswerke arbeiten wir im ABV-Vorstand, dem ich ja nunmehr angehöre, an neuen Anlagerichtlinien für Versorgungswerke. Langfristig soll damit den veränderten Bedingungen an den Kapitalmärkten Rechnung getragen werden und mehr Optionen der Geldanlage eröffnet werden. Ziel ist es den gegenwärtigen Leitfaden zumindest zu ergänzen oder auch abzulösen. Schnelle Lösungen sind nicht zu erwarten weil eine Vielzahl von Länderbehörden betroffen sind. Sie kennen das anschauliche Bild vom bohren dicker Bretter, hier trifft es wirklich zu. 

2022 erweitert die HZV ihr Risikomanagement um softwaregestützt von der Erarbeitung eines Risikohandbuchs und Risikoberichtes profitieren zu können. Sie kennen dies von der HZV: wir erfüllen nicht nur „Auflagen“ zu, sondern möchten wenn möglich davon tatsächlichen Nutzen für unsere Tätigkeit haben.

Dynamisierung von 2,2%

Wegen des sehr guten Jahresergebnisses 2021 konnte der Verwaltungsrat unserer Delegiertenversammlung eine Rentenerhöhung von 2,2 % und eine Dynamisierung der Renten-Anwartschaften der aktiven Mitglieder um ebenfalls 2,2 % vorschlagen. Und dies unter angemessener Beachtung der Dotierung der Reserven, denn 2022 wird absehbar ein sehr schwieriges Jahr an den Kapitalmärkten.

Habeck: „Wir werden ärmer werden!“ - Inflation und Folgen

Bundesminister Robert Habeck hat viel Zustimmung für seine Ehrlichkeit gefunden, als er wegen der hohen Inflationsrate sagte „Wir werden ärmer werden!“. Ja, das wird tatsächlich für uns alle gelten! Für unsere Rentner genau wie für die aktiv tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte, Angestellte wie Selbständige, Junge wie Ältere! 

8 % Inflationsrate treffen alle – und wir können diese mit 2,2 % Erhöhung z.B. für unsere Rentner nicht ausgleichen. Weil wir im Gegensatz zur Deutschen Rentenversicherung keine Steuerzuschüsse erhalten, sondern aus tatsächlich verdientem Geld dynamisieren müssen. Die hohen Rentenerhöhungen, zu welchen die DRV aus politischen Gründen gesetzlich verpflichtet wurde, erfüllen viele Sachverständige mit Sorge. Gerade eben hat die Bundesbank (sic!) die Politik erneut auf die Finanzierungsprobleme der DRV ab 2026/2030 hingewiesen. Lesen Sie zu diesem Thema im letzten HZV-Report 2020 meinen Artikel zum Gutachten für den Bundeswirtschaftsminister zur DRV. (erhältlich in der HZV-Geschäftsstelle oder online in ihrem HZV-Mitgliederportal www.HZV-web.de)

Lassen Sie mich aber hier noch einmal betonen: 2,2 % Dynamisierung aus dem Jahresgewinn bei gleichzeitiger Dotierung der Reserven sind ein sehr guter Wert!

Ausblick HZV 2022

Die Situation an den Kapitalmärkten ist durch die Inflation, die gestörten Lieferketten, die Null-Covid-Strategie in China und durch den Krieg in der Ukraine noch schwieriger als zuvor. Steigende Zinsen für Anleihen bedeutet, die Zinskupons neu begebener Anleihen sind höher und liegen dann über denen schon am Markt befindlicher Anleihen. Höhere Kupons machen die neuen Anleihen aus Investorensicht attraktiver, die Nachfrage nach älteren Anleihen und deren Kurs sinkt. Damit entsteht ein Abschreibungsbedarf für bestehende Anleihen im Portfolio. Und so sind steigende Zinsen, die eigentlich erfreulich für uns sind, zumindest eine gewisse Zeit eine Belastung. Dabei sind wir mit unserer Anleihelaufzeit erfreulich kurz aufgestellt, weil wir eine solche Zinsentwicklung erwartet haben. Also: es wird selbst 2022 Chancen am Markt geben, aber es ist 2022 auch eine negative Rendite denkbar. Ausschlaggebend für die Wirtschaft Deutschlands und Europas wird sein, ob die russischen Gaslieferungen nach dem Sommer wieder aufgenommen werden.

Inflation und HZV

Über den maßgeblichen Durchschnittsbeitrag geht die Inflationsrate in die Anwartschaftsberechnung der HZV ein. Bei 2 % Inflation wirkt diese Systematik jedoch anders als bei 8 % Inflation. Der Verwaltungsrat der HZV hat daher vielfältige Überlegungen im Rahmen seiner Klausurtagung angestellt. Unterstützt durch unsere Versicherungsmathematikerinnen und in Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Versorgungswerkes der Landeszahnärztekammer Thüringen, mit dem wir ja eng zusammen arbeiten. Szenarien und Beispielrechnungen flossen in die Diskussion ein und führten schließlich zum Beschluss einer Satzungsänderung in dieser DV. Damit werden die altersabhängigen Zusatzpunkte, die  aus dem Jahresgewinn gewährt werden können, zumindest teilweise an die aktuelle Inflationsrate angepasst.

Ich möchte Sie zu diesem Thema und zur Inflation auf meine Artikel im kommenden HZV-Report verweisen – die Themen sprengen hier im DHZ den Rahmen. Sie sehen: das Thema Inflation wird uns nicht nur privat und nicht nur in unseren Praxen weiter beschäftigen – sondern auch Ihren HZV-Verwaltungsrat.

Fazit:

Die HZV kann auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2021 zurückblicken: hohe Nettorendite von 5,1 %, steigende Mitgliederzahlen und steigende freiwillige Beiträge und Pflichtbeiträge kennzeichnen das Jahr. 2,2 % Dynamisierung und 2,2 % Rentenerhöhung aus dem Gewinn des Jahres 2021 sind gute Werte. Gleichzeitig hat die DV vorausschauend gehandelt und eine zukunftssichernde Satzungsänderung zu den Zusatzpunkten einstimmig beschlossen. Der Krieg in der Ukraine, mit einer drohenden Gaskrise in Europa, gestörte Lieferketten infolge der Covid-Pandemie und die hohe Inflationsrate überschatten leider den Ausblick auf 2022.


- Dr. Hans Jürgen Nonnweiler, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Hessischen Zahnärzte-Versorgung